LiquorproteindiagnostikEmpfehlungen zur diagnoseorientierten Auswahl von Untersuchungen.
Die Liquordiagnostik ist ein zentraler Bestandteil der neurologischen Diagnostik und oftmals eine wertvolle Hilfe bei der Diagnosefindung.
Liquor sollte in ausreichender Menge entnommen werden, damit alle erforderlichen Untersuchungen durchgeführt werden können. Er sollte gerade wegen der begrenzten Menge optimal für die Laboruntersuchungen verwendet werden.
Basisdiagnostik
Die Basisdiagnostik besteht aus einem Notfall- und einem Grundprogramm.
Das Notfallprogramm beinhaltet
- die Bestimmung der Zellzahl und die Anfertigung eines zytologischen Präparates für die Differenzierung innerhalb von maximal 2 Stunden nach Entnahme des Liquors sowie
- die Bestimmung von Laktat im Liquor und Glukose im Liquor-Serum-Paar.
Das Grundprogramm beinhaltet die Bestimmung von Albumin und Immunglobulinen IgG, IgM und gA im Liquor-Serum-Paar, da die Werte für Liquor nur im Vergleich zu den Serumwerten interpretierbar sind.
Durch methodenunabhängige Werte der Liquor/Serum-Quotientenbildung kann im Reiber-Diagramm die Blut-Liquor-Schrankenfunktion und die unspezifische intrathekale IgG-, IgM- und IgA-Synthese beurteilt werden.
Zusatzdiagnostik
Spezifische intrathekale Antikörper- Synthese
Der Nachweis einer spezifischen intrathekalen Antikörper-Synthese erfolgt durch die Messung der Analyte im Liquor-Serum-Paar im gleichen Testansatz mit anschließender Berechnung des Antikörperindex (AI).
Die Bestimmung des AI ist für folgende Erreger möglich:
- Masernvirus (IgG),
- Rötelnvirus (IgG),
- Mumpsvirus (IgG),
- Varizella-Zoster-Virus (IgG),
- Herpes-simplex-Virus 1,2 (IgG),
- CMV (IgG),
- Borrelia burgdorferi (IgM und IgG),
- FSME-Virus (IgM und IgG) sowie
- Treponema pallidum (IgG).
Ist die Immunantwort im Liquor höher als im Serum, spricht dies für eine lokale Synthese dieser spezifischen Antikörper im Zentralnervensystem.
Oligoklonale Banden
Die Isoelektrische Fokussierung ist eine empfindliche qualitative Methode zum Nachweis einer intrathekalen IgG-Synthese. Sie wird im Liquor-Serum-Paar durchgeführt.
Oligoklonales IgG tritt unspezifisch bei akuten wie chronischen Erkrankungen auf. Ihre Bedeutung hat diese Untersuchung vor allem bei der Differentialdiagnose der Multiplen Sklerose - bei dieser sind oligoklonale Banden in über 95% der Fälle zu finden.
Spezialuntersuchungen
PCR-Untersuchungen im Liquor
Ein Erregernachweis mittels PCR gehört zu den sensitivsten Methoden zum Nachweis von Virus-DNA oder –RNA. Eine negative PCR schließt jedoch in Einzelfällen eine Virusinfektion nicht aus.
- Neuronenspezifische Enolase (NSE): Die Erhöhung der NSE im Liquor ist ganz allgemein Ausdruck einer akuten Neuronenschädigung.
- Protein S100: Die Erhöhung des Protein S100 im Liquor weist auf eine ZNS-Erkrankung mit Gewebedestruktion hin. Es ist ein unspezifischer Indikator von Gliaschädigungen.
- ß-Amyloid (1-42) und Tau-Protein/Phosphoryliertes Tau-Protein: In der Demenzdiagnostik gewinnen vor allem diese zwei Laborparameter zunehmend an Bedeutung. Sie geben eine Hilfestellung bei der Differentialdiagnose demenzieller Erkrankungen.
Mikrobiologische Untersuchungen
Zu diesem Untersuchungsspektrum gibt es eine gesonderte Laborinformation (LI 1218).
Untersuchungsmaterial
Serum und Liquor sollten zeitgleich innerhalb von 2 Stunden gewonnen werden, maximal innerhalb von 24 Stunden.
Serum
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Entnahmesystem:
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1 Monovette
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Liquor
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Entnahmesystem:
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sterile, farblose Röhrchen (Polypropylenröhrchen) mit Stopfen. Polycarbonat- und Glasröhrchen sind für die Untersuchungen ungeeignet!
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Probenmenge:
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Erwachsene 5-10 ml,
Kleinkinder 2-3 ml
in der Regel durch lumbale Punktion gewonnen
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Zwischenlagerung:
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Es sollte ein rascher Transport ins Labor erfolgen, notwendige Zwischenlagerung bis zur Zellzählung bei Raumtemperatur, danach bei 2-8°C.
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Ein eindeutig und exakt ausgefüllter Anforderungsschein ist für eine schnelle und präzise Untersuchung unerlässlich. Angaben zur Zellzahl und klinischer Verdachtsdiagnose (wenn vorhanden) können für die Interpretation der Befunde sehr hilfreich sein.
Stand: August 2013
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.
Ihr Team des IMD Labor Greifswald
Telefonzentrale des IMD Labor Greifswald: +49 3834 8193 0
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