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Chlamydien-Infektionen - Allgemein

Allgemeines

Chlamydien sind gramnegative, intrazellulär lebende Bakterien, die zur Familie der Chlamydiaceae gehören. Es werden derzeit drei humanpathogene Arten unterschieden:

  • Chlamydia trachomatis
  • Chlamydophila pneumoniae
  • Chlamydophila psittaci.
        
Durch einen Defekt im eigenen Energiestoffwechsel sind sie auf den ihrer Wirtszellen angewiesen. 

Alle Chlamydienarten durchlaufen einen komplexen, 48–72 Stunden dauernden Teilungszyklus. Es gibt zwei verschiedene Stoffwechselformen. Infektiöse, stoffwechselinaktive Elementarkörperchen (EK) heften  sich an Zielzellen (Drüsenepithelzellen des Urogenital- oder  Respirationstraktes). 

Nach Eintritt in die Zelle wandeln sie sich  innerhalb von acht Stunden in nicht-infektiöse stoffwechselaktive,  teilungsfähige, Retikularkörperchen (RK) um. Die RK produzieren zahlreiche Kopien und wandeln sich anschließend wieder zu EK um. Werden  diese durch Ruptur der Wirtszelle  freigesetzt, können neue Zellen  infiziert werden.

Chlamydia trachomatis

Unterschiedliche Serotypen lösen unterschiedliche Erkrankungen aus:

Die Serotypen A - C verursachen das Trachom

Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Binde- und Hornhaut, welche  die weltweit häufigste Augenkrankheit und die zweithäufigste erworbene Ursache einer Erblindung darstellt. Die Übertragung erfolgt meist durch Schmierinfektion über die Hände, Sekretkontaminierte Textilien oder Fliegen, die vom Augensekret (besonders von Kindern) angelockt werden.  

Die Inkubationszeit liegt zwischen 7 – 14 Tagen.

Zu einer Erblindung kommt es oft erst 10 - 20 Jahre nach der Ansteckung.  Durch eine ständige Konjunktivitis vernarbt das Augenlid. Die durch die Vernarbung nach innen gestülpten Wimpern reiben permanent über die  Hornhaut des Auges und führen so langsam zur Erblindung. Das Trachom ist auf Entwicklungsländer beschränkt und wird nur sehr selten importiert. Die Infektion spricht bei frühzeitiger Erkennung sehr gut auf  antibiotische Augensalben an. Lidvernarbungen sind nur noch operativ zu  beseitigen.

Beste Prophylaxe ist sowohl die Verbesserung der Wasserqualität als auch der hygienischen Bedingungen.

Die Erreger vom Serotyp D – K verursachen urogenitale und extragenitale Infektionen


Sie sind die weltweit häufigste Ursache bakteriell hervorgerufener sexuell übertragbarer Erkrankungen (Sexually Transmitted Diseases -  STD). Weltweit infizieren sich etwa 90 Mio. Menschen jährlich mit  Chlamydia trachomatis. In Deutschland beträgt die Inzidenz ca. 300.000 pro Jahr.

 
80 Prozent der Chlamydia trachomatis-Infektionen (CT-Infektionen) verlaufen asymptomatisch und bleiben daher häufig unerkannt. Somit können die  Erreger jahrelang unbemerkt persistieren und die Infektion im  schlimmsten Fall chronifizieren. Den am häufigsten betroffenen Personenkreis stellen junge Erwachsene (Altersgipfel 15 bis 25 Jahre),  Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern sowie Kinder infizierter Mütter dar.
Die Inkubationszeit kann bis zu sechs Wochen betragen. Klinisch manifestiert sich die Infektion wie folgt:


Frau
Urethritis
Konjunktivitis
reaktive Arthritis
Bartholinitis, Zervizitis, Endometritis, Salpingitis, Adnexitis, Peritonitis,  Perihepatitis, -splenitis
Mann
Urethritis
Konjunktivitis
reaktive Arthritis
Prostatitis, Epididymitis, Proktitis

Die persistierenden, aufsteigenden Infektionen können u. a. eine Verklebung der Tuben zur Folge haben. Dies ist die häufigste Ursache für die Sterilität von Frauen, die extrauterine Gravidität und chronische Unterbauchbeschwerden.

C. trachomatis-Infektionen sind auch stark mit arthritischen Folgeerkrankungen assoziiert. Bei den sog. Chlamydieninduzierten Arthritiden kommt es zu Gelenkentzündungen, die überwiegend die großen Gelenke (Knie, Sprunggelenk aber auch Zehe) betreffen. Eine frühe Erkennung der rogenitalen Chlamydien-Infektion begünstigt den Therapieerfolg mittels Antibiotika.

Besonders wichtig bei der Therapie ist die Mitbehandlung des Partners  (immer!), um eine ständige ReInfektion zu vermeiden (sog.  "Ping-Pong-Effekt").

Zahlen:

  • 15 Prozent aller jungen Paare (jede 7. Ehe) in Deutschland bleiben unfreiwillig kinderlos
  • 30 bis 50 Prozent aller Sterilitäten werden durch Chlamydien verursacht
  • 90 Prozent aller Sterilitäten durch Tubenverschluss werden durch Infektionen mit Chlamydia trachomatis verursacht
  • Jede 4. mit Chlamydien infizierte Frau ist von nachfolgender Sterilität betroffen!

Die Neugeborenen-Chlamydiose ist eine extragenitale Infektion mit Chlamydia trachomatis-Erregern vom Serotyp D – K.
Der Erreger wird von ca. 50 – 60 % der infizierten Schwangeren während  der Geburt auf das Kind übertragen. Das Krankheitsbild kann als  Neugeborenen-Konjunktivitis (Inkubationszeit 5 – 10 Tage) mit den  typischen Symptomen einer Konjunktivitis oder als Pneumonie  (Inkubationszeit 3 – 19 Wochen) in Erscheinung treten. Typische Symptome  der Neugeborenenpneumonie sind:
    
  • Tachypnoe
  • vermehrte Atemanstrengung
  • schnorchelnde Atemgeräusche
  • Nahrungsverweigerung
  • in schweren Fällen Zyanose

Durch Sauerstoffgabe, parenterale Ernährung, Überwachung und Antibioka-Gabe ist die Pneumonie gut therapierbar.

Chlamydia trachomatis vom Serotyp L1, L2 und L3 verursacht das Lymphogranuloma venereum.  

Dabei handelt es sich um eine Geschlechtskrankheit, die vorwiegend in  den Tropen, seit 2003 aber auch gehäuft (besonders unter homosexuellen Männern) in Deutschland und anderen europäischen Ländern wieder zu  finden ist und nach einer Inkubationszeit von drei bis 21 Tagen mit Bläschen- und Geschwürbildung am Infektionsort sowie schmerzhaften  Leisten-lymphknotenschwellungen einhergeht. Therapiert wird ebenfalls  mit Antibiotika.

Chlamydophila pneumoniae

Chlamydophila pneumoniae ruft Infektionen der oberen (Sinusitis, Pharyngitis, Otitis media) und  unteren (Bronchitis, atypische Pneumonie) Atemwege hervor. Gut die  Hälfte verläuft inapparent und nur bei etwa 10 % der Infizierten tritt eine Pneumonie auf. Typische klinische Befunde oder Leitbefunde gibt es nicht. Die Verbreitung von Chlamydophila pneumoniae ist in Deutschland wenig bekannt, obwohl in der Bevölkerung ein sehr hoher  Durchseuchungsgrad (50 – 70 %) zu beobachten ist. In Deutschland treten etwa 50.000 Neuerkrankungen/Jahr auf. Durch Tröpfchen übertragene  Erreger rufen nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Wochen, wenn nicht  symptomlos verlaufend, meist relativ untypische Symptome hervor: 

  • Halsschmerzen, Heiserkeit, Fieber
  • Kurzatmigkeit oder
  • persistierenden HustenChlamydophila psittaci

Therapie der Wahl ist die Antibiose.

Chlamydophila psittaci gilt als der  einzige humanpathogene Zoonose-Erreger aus der Familie der Chlamydien  und ist verant-wortlich für die Übertragung der Ornithose. Sie ist gekennzeichnet durch Symptome, wie:

  • Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen
  • Photophobie
  • Interstitielle Pneumonie    
  •  Husten und Myalgien.
        
Die Übertragung auf den Menschen  erfolgt durch Einatmen infizierten Staubs oder durch den direkten  Kontakt mit den Ausscheidungen infizierter Tiere (meist Papageienartige  und Tauben). Die Erreger können selbst nach Austrocknung noch bis zu 4  Wochen infektiös bleiben. Typische Risikogruppen sind Vogelbesitzer,  Tierpfleger und –ärzte sowie Angestellte in Tierhandlungen,  Geflügelfarmen oder Schlachthöfen. Die Erkrankung tritt weltweit auf,  ist in Deutschland allerdings sehr selten. Wird sie nicht antibiotisch  therapiert, kann es zu letalen Verläufen der Erkrankung kommen.

C. trachomatis
C. pneumoniae, C.  psittaci
Tetrazykline (Doxycyclin)
Tetrazykline (Doxycyclin)
alternativ:
  • Makroldide (Erythromycin, Clarithromycin)
  • Chinolone (z. B. Levofloxacin, Moxifloxacin)
  • Azithromycin (bei unkompliz. genitalen Infektionen Einzelgabe)
alternativ:
  • Makrolide (Erythromycin, Azithromycin)
mind. 14 Tage
10 - 21 Tage

Resistenzentwicklungen gegen Tetrazykline und Erythromycin sind bisher nicht bekannt geworden.

Diagnostik

Antikörpernachweis


Untersuchungsmaterial
Bemerkung
Chlamydia trachomatis


  • Trachom Augeninfektion


  • Urogenitale Infektionen und Folgeerkrankungen
(Serum)
1 weiße Sarstedtmonovette

nur bei chronischen ider extragenitalen Infektionen, arthritischen Folgeerkrankungen
  • Lymphogranuloma venereum
Serum
1 weiße Sarstedtmonovette
Chlamydophila pneumonia
Serum
1 weiße Sarstedtmonovette
Chlamydophila psittaci
Serum
1 weiße Sarstedtmonovette

Direkter Erregernachweis


Untersuchungsmaterial
Bemerkung
Chlamydia trachomatis


  • Trachom Augeninfektion
Augenbindehautabstrich
spezielles Entnahmeset (im Labor anfordern)
  • Urogenitale Infektionen und Folgeerkrankungen
Zervix- oder Vaginalabstrich, ggf. Urethralabstrich

Urin
bei Urethralabstrichen vor Probengewinnung mindestens eine Stunde keinen Harn lassen
spezielles Entnahmeset (im Labor anfordern)
Urinmonovette (gelbe Sarstedt-Monovette)
Erststrahl-Morgenurin (frühestens drei Stunden nach vorheriger Blasenentleerung gewinnen) Präventiv bei GKV-Patienten im Rahmen
  • der Mutterschaftsvorsorge
  • der Empfängnisregelung
  • eines Schwangerschaftsabbruch
  • Lymphogranuloma venereum
Lymphknoten-Aspirat, Ulcus-Abstrich
spezielles Entnahmeset
 (im Labor anfordern)
Chlamydophila pneumonia


Chlamydophila psittaci



Abrechnungshinweis für GKV-Versicherte

Präventive Untersuchung auf Chlamydia trachomatis: Prävention ist nicht budgetiert, Ausnahmekennziffer also nicht erforderlich.

Kurative Untersuchung auf Chlamydien: Während der Schwangerschaft gilt die Ausnahmekennziffer 32007; außerhalb der Schwangerschaft gibt es keine eigene Ausnahmekennziffer.


Meldepflicht

Nach § 7 des IfSG besteht eine namentliche Meldepflicht durch das Labor bei direktem oder indirektem Nachweis von Chlamydophila psittaci – Bei Verdacht auf Infektion mit diesem Erreger bitte die Ausnahmekennziffer 32006 bei GKV-Versicherten auf dem Überweisungsschein vermerken.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.


Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.


Ihr Team des IMD Labor Greifswald

Telefonzentrale des IMD Labor Greifswald: +49 3834 8193 0




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